Mir träumt‘ ein Traum, wohl eine Prophezeiung!
Dass London über England aus sich streckte;
Der Felder Grün und Ackerweiden fraß,
Bis dieses ganze Eiland ward zur bösen Stadt.
Indes ich starrt‘, vor Schrecken angewurzelt,
Schien diese Stadt ein schaurig‘ Leben zu empfangen,
Ein Monstrum, welches fühlte und verlangte;
Und es schritt fort, in aller Augen,
Es schwärzte, packte, griff und dörrte aus.
Es streckte nordwärts sich, und einte
Den Schwesterstädten sich von Garn und Schlot,
Die sie in irrem Rausch willkommen hießen;
Den Himmel machte sie zum Bahrtuch, ziehend,
Würgte sie Hain und Wald und Flur,
Wo Blumen wuchsen einst lag nun ihr Pflaster,
Und alle Luft ward dunkel, und man hörte
Statt Wellenplätschern und des Windes Flüstern
Nur das Geheul der Wagen, das Gekreisch
Und Feuerspeien von Maschinen hoch zur Wolke.
Ein Heer von Menschen floh vor ihr;
Doch spinnengleich, geschwollen, ohne Form noch Schlaf
Stahl sie sich weiter, bis das Meer allein ihr standhielt,
Der Ozean in seiner Heiligkeit aus Schaum.
Alexander Amberg, „Stephen Phillips: A Nightmare of London“, p. 249, in: Horst Meller/ Helmut Slogsnat (Hrsg.): London – The Urban Experience in Poetry and Prose, Texts for English and American Studies 19, Teacher's Book (Paderborn, 1991), S. 245-251.