Die Burg von Weingarten

von Alexander Amberg

Als ich vor Jahrzehnten nach Freisbach zog, fiel mir am Ausgang des Nachbarorts Weingarten ein schroffer Hügel auf, nicht sehr hoch, von Reben bewachsen, aber vor meinem geistigen Auge sah ich dort immer einen Burgwall aufragen. Mit dem Auto fährt man einfach achtlos vorüber und denkt, man fahre durch die flache Rheinebene. Aber geht man zu Fuß hoch, stellt man fest, dass man von dort aus tatsächlich einen ausgezeichneten Fernblick hat, bis Speyer und weiter, bis weit über den Rhein.

Ich recherchierte, und tatsächlich stand dort im Mittelalter einst eine Burg, eine Holzfestung, von der nichts erhalten ist. Wahrscheinlich vom Typus salische Turmhügelburg, zwischen Hainbach und Kaltenbach gelegen, die für Wasser sorgten und zugleich Reiterangriffe bremsten.

Im 15. Jahrhundert jedoch wurde diese Festung aufgegeben, als die Frau des Burgherrn, des Ritters von Weingarten, ihrem Mann so oder ähnlich sagte: „Du, die Frau von Lustadt hat so ein wunderschönes Wasserschloss, und wir wohnen in diesem zugigen, alten Turm, in dem es immer so kalt ist und der nichts hermacht.“

Sie bekam ihr Wasserschloss, schon wegen der Nachbarn, direkt am Fuß des Hügels, mit Gräben ringsum, nicht sehr groß, aber wahrscheinlich hübsch und wohnlich, mit richtigen Fenstern und vielleicht sogar einem Klo.

Heute liegt dort ein Wohngebiet, nur die Straßennamen erinnern noch an das Schloss: „Schlossgasse“, „Schlossberg“, „Im Schlosshof“, „Am Schlossgraben“, „Zur Schlosstränke“ …

Wäre die gute Frau mal besser in ihrem Turm geblieben. Denn sie rechnete nicht mit dem Bauernkrieg.

Als 1525 die aufgebrachten pfälzischen Bauern – der Nussdorfer Haufen – anrückten, bot das Wasserschloss keinen großen Schutz. Die Details sind nicht überliefert, jeder kann sie sich gern selbst ausmalen. Hoffen wir allerdings das Beste. Der Frau von Lustadt erging es nicht besser. Über ihrem Schloss liegt heute ein Tennisplatz, nur die Bäume, die im Karree ringsherum wachsen, zeugen noch von den zugeschütteten Wassergräben.

An die Johanniter-Komturei Heimbach erinnert nur noch ein Denkmal an der B 272. Die Stammburg der Herren von Zeiskam befand sich am Kirchberg, dem Platz vor der katholischen Kirche St. Bartholomäus. Die Burg Marientraut in Hanhofen ist nur noch zu erahnen, wenn man den üppigen Baumbestand in den einst mächtigen Wassergräben am Ortsausgang betrachtet. Spätestens in den französischen Revolutionskriegen wurden alle Steine abgetragen, selbst die Fundamente wurden ausgegraben und als Baumaterial verkauft beziehungsweise von pfiffigen Bauern unterschlagen.

Denn als in Hanhofen die Kulturscheune errichtet wurde, brauchte man keine Fundamente zu graben. Die Bagger kamen einfach nicht durch, weil die Steine aus der Burg eine feste Grundlage bildeten.